Briefkarten: Vier Jahreszeiten im Tempelgarten

Aus den Rückseiten-Texten der Briefkarten: „Ich reise am 25. nach Amalthea, meinem lieben Garten in Ruppin und brenne vor Ungeduld, meinen Weinberg, meine Kirschen und meine Melonen wieder zu sehen.“ Noch als Kronprinz ließ Friedrich von Preußen, der später "Friedrich der Große" genannt wurde, seinen Amalthea-Garten in Neuruppin anlegen für unbeschwerte Stunden mit seinen Freunden. Der Apollo-Tempel darin war das erste gemeinsame Bauprojekt mit Wenzeslaus von Knobelsdorff, dem später die Großbauten in Berlin und Potsdam folgten. Mitte des 19. Jahrhunderts gestaltete die Familie Gentz den Garten neu mit dem Ziel, das Andenken an Friedrich zu erhalten. Seitdem können Besucher hier spazieren und träumen – unbeschwert, wie der Kronprinz.

Warum wohl nannte Friedrich seinen Garten Amalthea? In der griechischen Mythologie beschützte diese Nymphe den kleinen Zeuss vor dem kinderfressenden Vater Kronos in einer Höhle auf Kreta. Als Kronos dort einzudringen versuchte, konnte Amalthea ihn mit der Wucht eines Hörnerstoßes vertreiben. Dabei brach allerdings eines der Hörner ab, welches von da an als Füllhorn bekannt wurde. Der Sage nach füllt es sich immer mit dem, was sich der Besitzer wünscht.

Was sich Friedrich bei der Namensgebung gedacht hat, darüber lässt sich nur spekulieren. War es der Zorn auf den überstrengen Vater? War es das Füllhorn? Mehrdeutigkeiten mochte Friedrich gern. Auch Apoll hat ihn sein Leben lang begleitet als Sinnbild des offenen Geistes und Beschützer der Künste – eine Haltung, die Familie Gentz fortsetzte, als sie das Anwesen im 19. Jahrhundert übernahm. In ihrer in orientalisierendem Stil gebauten Villa wird auch heute die Kultur gepflegt.